Entwickeln eines Qualitätsbeurteilungsverfahrens für Parkbauentwürfe

Projektlaufzeit:

01/2014 - 10/2014

Projektleitung (Organisationseinheit):

Prof. Dr.-Ing. Andreas Schuster (Fakultät Kraftfahrzeugtechnik)

Auftraggeber:

Eigenforschung

Projekttyp:

FTZ-Forschungsprojekt

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Andreas Schuster

+49 (375) 536 3386
andreas.schusterfh-zwickaude

Situation

Parkhäuser und Tiefgaragen sind Verkehrsanlagen. Im Gegensatz zu anderen Anlagen wird die Qualität des Verkehrsablaufs während des Planungsprozesses jedoch kaum geprüft. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf, die Qualität von Anlagen des ruhenden Verkehrs vor Bau der Anlage ausgeprägter zu prüfen. Im Gegensatz zu anderen Verkehrsanlagen – wie z. B. Kreisverkehrsplätzen – steht hierfür jedoch kein geschlossenes Verfahren zur Verfügung.

Aufgabe

Im Rahmen des Projekts wurde der Versuch unternommen, aus bisherigen Ansätzen und Erkenntnissen sowie auf Grundlage weitergehender Überlegungen und Erhebungen einen praktikablen Ansatz für eine Verfahrensweise zur ganzheitlichen Beurteilung von Parkbauten abzuleiten.

Ergebnis

Ein sinnvoller Ansatz könnte darin bestehen, eine Überprüfung der Qualität von Parkbauentwürfen in zwei Stufen durchzuführen:

  1. Zunächst ist zu prüfen, ob ein Parkbauentwurf überhaupt dem Stand der Verkehrsentwurfstechnik entspricht. Diese erste Stufe könnte – analog zum Sicher-heitsaudit von Straßen (SAS) – in Form eines Qualitätsaudits von Parkbauentwürfen (QAP) durchgeführt werden.
  2. Ist dies der Fall, kann in einer zweiten Stufe die Qualitätsstufe des Verkehrsablaufs (QSV) in einem Parkbauentwurf quantitativ bestimmt werden.

Diese Bestimmung könnte sich am Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS) orientieren. Zur Durchführung eines QAP könnten - ähnlich wie im SAS - Checklisten aufgestellt werden, welche Kriterien enthalten, die in Parkbau-Entwurfszeichnungen geprüft werden können. Es kann sinnvoll sein, für unterschiedliche Planungsphasen (z. B. Vorplanung, Genehmigungsplanung/Bauantrag) unterschiedliche Checklisten zu entwickeln.

Bei der Zusammenstellung solcher Checklisten könnte man sich an den bereits bestehenden Checklisten, die im Rahmen des ADAC Parkhaustest verwendet werden, und an den Checklisten für das Straßenparken des niederländischen Centrum voor Regelgeving en Onderzoek in de Grond-, Water- en Wegenbouw en de Verkeerstechniek (CROW) orientieren.

Für die Bestimmung des QSV ist ein Maß für die Qualität des Verkehrsablaufs (MQV) erforderlich. Dieses sollte – um HBS-kompatibel zu sein – folgenden Kriterien entsprechen:

  • Es sollte quantifizierbar sein.
  • Es sollte für eine noch nicht existierende Verkehrsanlage ermittelbar sein.
  • Es sollte für eine bestimmte Bemessungsauslastung oder verschiedene Auslastungsstufen gelten.
  • Es sollte dem tatsächlichen Qualitätsempfinden des Nutzers entsprechen.

Für das Parken in Parkbauten wird daher als MQV die Gesamt-Parkvorgangszeit vorgeschlagen. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Parkmöglichkeit eine hohe Qualität bescheinigt wird, wenn der Zeitbedarf hierfür gering ist, die Qualität des Parkens als schlecht erachtet wird, wenn der Zeitbedarf groß ist. Die Gesamt-Parkvorgangszeit setzt sich aus Teil-Parkvorgangszeiten zusammen:

  • tA,ein : Einfahrzeit im Außenbereich bis zum Erreichen der Abfertigungsanlage
  • tD,ein : Einfahrzeit für das Durchfahren der Abfertigungsanlage
  • t0,ein : Einfahrzeit auf der Einfahrebene bis zum Erreichen des Rampensystems
  • tR,ein : Einfahrzeit im Rampensystem bis zum Erreichen der Ziel-Parkebene
  • tE,ein : Einfahrzeit auf der Ziel-Parkebene bis zum Erreichen des Parkstands
  • tP,ein : Einparkzeit
  • tG : Gehzeit zwischen Parkstand und Ausgang und zurück
  • tP,aus : Ausparkzeit
  • tE,aus : Ausfahrzeit auf der Parkebene zum Erreichen des Rampensystems
  • tR,aus : Ausfahrzeit im Rampensystem bis zum Erreichen der Ausfahrparkebene
  • t0,aus : Ausfahrzeit auf der Ausfahrebene bis zum Erreichen der Abfertigungsanlage
  • tD,aus :Ausfahrzeit für das Durchfahren der Abfertigungsanlage
  • tA,aus: Ausfahrzeit im Außenbereich bis zum Erreichen der Erschließungsstraße

Ein Verfahren zur Ermittlung der Gesamt-Parkvorgangszeit könnte wie folgt ablaufen:

  1. Auf jeder Parkebene eines Parkbaus werden maßgebende Ebenenparkstände ermittelt.
  2. Zu jedem dieser Parkstände wird jeweils die Ebenen-Parkvorgangszeit tPV,E ermittelt, welche sich aus den Teil-Parkvorgangszeiten zusammensetzt. Dabei sind die Teil-Parkvorgangszeiten auslastungsabhängig zu ermitteln.
  3. Abschließend wird über alle Ebenen des Parkbaaus die Gesamt-Parkvorgangszeit tPV berechnet.