Vorlaufforschung auf dem Gebiet Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (QS/QM) in der Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften im Förderzeitraum 2012

Projektlaufzeit:

01/2012 - 12/2012

Projektleitung (Organisationseinheit):

Prof. Dr. Matthias Richter (Fakultät Elektrotechnik)

Projekttyp:

WHZ-Forschungsprojekt

Kontakt:

Prof. Dr. Matthias Richter

+49 (375) 536 1460
matthias.richterfh-zwickaude

Fördermittelgeber:

SMWK

Situation

Infolge der Vorgaben des Hochschulgesetztes, wonach die Hochschulen ein hochschuladäquates Qualitätsmanagementsystem aufbauen sollen, haben deutsche Hochschulen in den vergangenen Jahren eine Reihe von einzelnen Maßnahmen zur Qualitätssicherung eingeführt. Die sich ergebenden Maßnahmen zur Qualitätssicherung wurden jedoch nur hochschulintern verwendet und konzentrierten sich in erster Linie auf den Bereich Lehre. Auf dem Gebiet der Forschung fehlt es bislang - ungeachtet bestehender Einzelansätze – an integrierten, spürbar steuernden Systemen, die für ähnlich strukturierte Hochschulen alle wichtigen Leistungsprozesse der Hochschule und alle wesentlichen Qualitätsdimensionen, bei gleichzeitiger Reduzierung des bürokratischen Aufwands, umfassen.

An dem Projekt sollen alle fünf Hochschulen für angewandte Wissenschaften des Freistaates Sachsen beteiligt sein, wobei die Koordination des Projekts von der Hochschule Zittau/Görlitz geleistet wird. Die Projektarbeitsgruppe setzt sich aus Forschungsmitarbeitern der jeweiligen Hochschulen zusammen.

Aufgabe

Inhaltliches Ziel des Projekts ist es, die Struktur von Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Forschung an den einzelnen Hochschulen zu analysieren und Grundlagen für eine gemeinsame Position für eine sachsenweite Weiterentwicklung von QS/QM in der Forschung für angewandte Wissenschaften zu erstellen, um die Möglichkeiten der Drittmitteleinwerbung und Projektbearbeitung zu verbessern und damit die Freiheit der Forschenden zu erhöhen.

Das Projekt befördert die wissenschaftsübergreifende Qualitäts- und Quantitätssteigerung gemäß Förderrichtlinie. Durch die hochschulübergreifende Forschung werden zukünftig Standards erarbeitet, die zu mehr Transparenz und höherer Qualität in der Vorbereitung, Durchsetzung und Vermarktung von Forschung und Entwicklung und dadurch zu einer höheren Erfolgsquote beim Einwerben von Drittmitteln aus Wirtschaft, Bund und EU durch die sächsischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften führen. Somit wird eine Grundlage geschaffen, die Qualität der Forschung in der Breite insgesamt auf ein höheres Niveau zu heben und den sächsischen Forschern an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften exzellente Rahmenbedingungen aufzubauen, die wiederum die Zufriedenheit der Forschenden langfristig erhöhen.

Eine Schwerpunktaufgabe des Projekts liegt in der internen, aber methodisch koordinierten Bestandsaufnahme der an den Hochschulen vorhandenen Methoden, Maßnahmen und Verfahren zur Qualitätssicherung. Ziel ist die Auflistung und Beschreibung aller einzelnen Maßnahmen zur Qualitätssicherung, die von den Hochschulen angewandt werden, um infolge die gewonnenen Informationen hochschulintern und hochschulübergreifend analysieren zu können.

Die resultierenden Erkenntnisse und Zusammenhänge setzen sich mit folgenden Fragestellungen auseinander:

  • Was ist Qualität? Wie viel QS/QM ist in der Forschung an Hochschulen sinnvoll?
  • Welche Maßnahmen zur QS gibt es an den verschiedenen Einrichtungen?
  • Welche Kriterien muss QS/QM erfüllen?
  • Welche Ideen und Anregungen existieren an den einzelnen Hochschulen?
  • Welche Maßnahmen der QS lassen sich austauschen und gemeinsam nutzen?
  • Lassen sich gemeinsame QS/QM-Standards aufstellen? Welche?
  • Wie könnte die Vernetzung der Hochschulen gestaltet werden?

Ergebnis

Die interne Bedarfsanalyse erfolgte im Rahmen von Umfragen durch die Projektbearbeiter an den Hochschulen, die online und in Interviews mit den Hochschullehrern stattfanden. Der Fragebogen sollte die aktuellen Potentiale der Professoren bezüglich der Rahmenbedingungen für Forschung an den HAWn erfassen sowie zahlreiche Ideen, Kritiken und Wünsche der Professoren abfragen. Im Zeitraum 18.07.2012 bis 30.09.2012 wurde die online Umfrage an der WHZ durchgeführt. Teilnehmer der Umfrage waren insgesamt 40 Hochschullehrer der WHZ. Parallel wurde der Fragebogen an alle HAWn im Verbundprojekt verschickt. Die Antworten aus den beiden Umfragen wurden in Themenschwerpunkte zusammengeführt und vor der Senatskommission Forschung sowie der Hochschulleitung präsentiert. Zusätzlich wurde ein gemeinsamer Leitfaden für Experteninterviews entwickelt, wodurch die Dekane und Forschungsbeauftragten der Fakultäten einbezogen wurden.

Nachstehende Punkte sind Empfehlungen zur Ausrichtung des QM an den HAWn, unter dem Gesichtspunkt der Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen:

  • Identifizierung von Verbesserungspotenzialen und Überprüfung ihrer Umsetzbarkeit.
  • Betrachtung und Bewertung der Prozesse der Hochschule
  • Fokus auf eine Hochschule als „lernende Organisation“
  • Vorschläge, Beschwerden und Hinweise werden bearbeitet/ umgesetzt
  • QM prüft interne Standards regelmäßig auf Notwendigkeit und Verbesserungsfähigkeit
  • QM muss Leistungsfähigkeit von kreativen internen Prozesse stärken - nicht einschränken

Zunächst ist im Zusammenhang mit einem konkreten Qualitätsmanagementkonzept die Technische Universität Braunschweig als Anregung zu nennen. Sie entwickelte ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) gemäß DIN 9001, welches DQS-zertifiziert ist. Ein weiteres konkretes Konzept stellt die „Quality Scorecard“ an der Hochschule Fulda dar: eine an die Hochschule angepasste Balanced Scorecard. Es zeichnet sich durch ein partizipatives Prozessmanagement aus. Die Universität Konstanz setzt im Bereich „Forschung“ ein "Peer-Review-Verfahren" als wesentliches Instrument zur QS ein. Unter diesem Verfahren wird die Bewertung und Evaluation durch anerkannte Fachkollegen verstanden. Außerdem nutzt die Universität Konstanz eine Prozesslandkarte, welche die Prozesse der verschiedenen Hochschulbereiche darstellen und Optimierungspotenziale aufzeigen soll. Ein weiteres Qualitätsmanagementkonzept, ist das „EFQM (European Foundation for Quality Management) Modell“, welches an der Hochschule Regensburg zum Einsatz kommt. Dieses Modell dient der Selbsteinschätzung und Selbstbewertung. Weiterhin zeichnet sich diese Hochschule durch ihr Prozessmanagement und ihre Prozesslandkarte aus.

Nach einer ersten Auswertung der Bestandsaufnahme von QS-Strukturen an den HAWn, wurden erste Maßnahmen abgeleitet, die unter den Hochschulen ausgetauscht werden können. Die Hochschulen Zittau und Dresden entwickeln derzeit eine Forschungsdatenbank, um Projekte dokumentieren zu können. Die Konzepte können den anderen Hochschulen im Rahmen des Projektes zur Verfügung gestellt werden. Möglich sind die Entwicklung eines gemeinsamen Konzeptes sowie die Nutzung einer an den Hochschulen einheitlich aufgebauten Forschungsdatenbank. Eine Vernetzung der Hochschulen kann zukünftig in Form eines Qualitätszirkels gestaltet werden. Dieser dient als Bindeglied zwischen den Hochschulen für den Bereich QS/QM in der Forschung.